Die Wahl – Ballade von Gottlieb Konrad Pfeffel (1736-1809)
Graf Hunerich, ein deutscher Mann,
Hielt sich und seinem Weib,
Frau Hedwig, einen Schloßkaplan
Zum frommen Zeitvertreib.
Der Mönch vergaß beim leckern Tisch
Des Grafen sein Brevier;
Aß auch am Freitag selten Fisch,
Trank lieber Wein als Bier.
Einst weckt ihn was um Mitternacht;
Da stand mit stillem Grimm,
Gehörnt, in schwefelgelber Tracht,
Fürst Lucifer vor ihm.
Wähl, sprach er, unter dreien eins:
Ermorde Hunerich,
Entehr sein Weib, sauf dich voll Weins,
Sonst hol ich morgen dich.
Er wählt die Flasche, treibt berauscht
Mit Hedwig frevle Lust,
Und stößt dem Mann, der sie belauscht,
Ein Messer in die Brust.